Bedrohliche Stimmung bei heutiger NPD-Demo in Duisburg-Neumühl


Nachdem in der letzten Woche durch Polizei, Presse und Soziale Netzwerke eine Vergewaltigung im Duisburger Stadtteil Neumühl öffentlich gemacht wurde, demonstrierte heute die NPD mit rund 100 Teilnehmer*innen unter dem Motto „Sicher leben – Asylflut stoppen! Unsere Kinder sind kein Freiwild“ durch Neumühl. Die Teilnehmenden setzten sich zur Hälfte aus Neo-Nazis rund um die NPD und zu anderen Hälfte aus rassistischen Bürger*innen aus Neumühl zusammen. Die Demonstration zog nach einer Auftaktkundgebung am Hohenzollernplatz in die Nähe der Asylunterkunft zur Zwischenkundgebung bevor es wieder zurück ging. Am Rande wurden immer wieder Journalist*innen und vermeintliche Linke durch Neo-Nazis massiv bedroht. Ein Journalist beendete seine Online-Berichterstattung aufgrund dieser massiven Bedrohungssituation. Einen Gegenprotest gab es nicht.

Wie Presseberichten und den Informationen der Staatsanwaltschaft zu entnehmen ist, handelte es sich beim Opfer der Vergewaltigung am Nachmittag des 19.08. um ein minderjähriges Mädchen und beim mutmaßlichen Täter um einen 23 jährigen Bewohner der Landes-Asylunterkunft St. Barbara in Neumühl.

Für die NPD war es ein gefundenes Fressen, die Vergewaltigung zu instrumentalisieren und für ihre rassistische Hetze gegen Geflüchtete zu missbrauchen. Wirkliche Solidarität mit dem Opfer der Vergewaltigung und/oder ein Entsetzen über sexualisierte Gewalt wie sie in Deutschland tagtäglich stattfindet, findet man bei der NPD natürlich nicht. Stattdessen wurde bereits im Aufruf deutlich, dass es um eine rassistische Demonstration mit dem Ziel ein Zeichen „gegen die Asylflut und die damit einhergehende Kriminalität“ zu setzen ging.
Im Vorfeld verteilte die NPD zahlreiche Flugblätter im Stadtteil um die Demonstration zu bewerben. Bewusst verzichtete sie dabei darauf, die Flugblätter mit ihrem Namen oder Logo zu versehen sondern unterschrieb die Flugblätter mit „Bürger für Duisburg“, was einen Teil-Namen ihrer Duisburger Ratsfraktion darstellt, um so auch Bürger*innen auf die Straße zubringen, die ansonsten vermutlich nicht an NPD-Demonstrationen mit ihrem klar neonazistischen Auftreten teilnehmen. Nach dem es in den letzten Jahren immer wieder zu rassistischen Mobilisierungen im Stadtteil (1 und 2) gegen die Asylunterkunft St.Barbara gekommen war und Kundgebungen von PRO NRW in der Vergangenheit gut besucht waren – was sich auch in Wahlerfolgen der Partei bei den letzten Kommunalwahlen niederschlug (PRO NRW erreichte hier fast 10 Prozent) – erhofft sich die NPD nun von diesem rassistischen Potential im Stadtteil profitieren zu können.

Auch bei der Kundgebung versuchte die NPD sich als bürgerliche „Kümmerer“ darzustellen, stellte ihre Redner*innen als Vertreter von „Bürger für Duisburg“ oder als Vertreter einer „nationalen Opposition“ vor. Ein Konzept, das aufzugehen schien. Neben den 50 Neo-Nazis, die die NPD nach Neumühl mobilisieren konnte (große Teile davon kann man auch bei den regelmäßigen Pegida-Aufmärschen am Duisburger HBF beobachten), nahmen auch rund 50 rassistische Bürger*innen aus Neumühl an der Demonstration teil. Bei der Auftaktkundgebung noch recht Verhalten, reihten sich die Bürger*innen nach der Kundgebung eifrig in die Demo ein. Die Ankündigung vom NPD-NRW Vorsitzenden Claus Cremer, dass die Demonstration zur Asylunterkunft gehen würde, wurde mit Applaus und frenetischem Jubel von den Teilnehmenden der Demonstration begrüßt.
Während also die einen Neo-Nazis zusammen mit Neumühler Bürger*innen in Form von Parolen und Reden für eine aggressive und bedrohliche Stimmung sorgten, setzten andere Neo-Nazis diese bereits zeitgleich in die Tat um und bedrohten massiv Journalist*innen und vermeintliche Linke am Rande der Demonstration. Erschreckenderweise wurde die rassistische Demonstration auch während ihres Marsches durch Neumühl von Anwohner*innen am Rand der Route aus vielen Vorgärten zustimmend begrüßt.

Die heutige Demonstration hat erneut das rassistische Potential in Duisburg-Neumühl aufgezeigt, von dem eine klare Bedrohung für die Bewohner*innen der Landes-Asylunterkunft St. Barbara ausgeht. Außerdem wurde damit noch mal verdeutlicht, dass durch die regelmäßigen Pegida-Aufmärsche, Duisburg zu einem Hauptaktionspunkt der extremen Rechten in NRW geworden ist. NPD, Pegida und Kameradschaften arbeiten hier Hand in Hand zusammen. Gerade für die NPD-NRW scheint Duisburg der letzte Versuch zu sein, in NRW einen Fuß auf den Boden zu bekommen und Profit aus dem gesamtgesellschaftlichen Rechtsruck zu schlagen. Wir müssen daher in den nächsten Wochen mit weiteren rassistischen Mobilisierungen in Neumühl und in ganz Duisburg rechnen. Die Rassist*innen beendetet ihre Demonstration mit der passenden Parole „Wir kommen wieder.“

Foto: @Korallenherz

Weitere Fotos von Robin Dullinge und Robert Rutkowski.