Redebeitrag zu Pegida in Duisburg


Mit dem nachstehenden Redebeitrag beteiligten wir uns an der Antifaschistische Demonstration am 07.12. unter dem Motto „Pogrome verhindern, bevor sie stattfinden.“ in Duisburg.

„Hallo liebe Demoteilnehmer und Teilnehmerinnen,

wir stehen hier nun vor dem Stadttheater, einem der sogenannten Aushängeschilder der Stadt Duisburg. Am 19.01.2015, dem Montag der ersten Pegida Demonstration in Duisburg, versammelten sich hier mehrere tausend Menschen unter dem Motto „Wir sind Duisburg“ bei einer Kundgebung von SPD und dem DGB gegen Pegida. Hier sollte ein buntes und weltoffenes Duisburg präsentiert werden.
Dabei hat sich Pegida Duisburg sicher nicht zufällig ausgesucht. Obwohl Pegida NRW bestimmt auch in anderen Städten des Ruhrgebiets „funktionieren“ würde und ein beachtlicher Teil der Organisator*innen und Teilnehmer*innen aus dem Umland anreist, lässt sich hier besonders einfach rassistische Hetze verbreiten.

Die rechten Parteien, PRO NRW, AFD und NPD, konnten bei den letzten Kommunalwahlen mehr als 10 Prozent der Stimmen erreichen. In Duisburg sind die Rassist*innen also keineswegs „Aliens“, die von außerhalb über die Stadt hereinbrechen, wie es von offizieller Seite so gerne behauptet wird – vielmehr kommen sie aus der Mitte der Duisburger Gesellschaft. Besonders deutlich wurde das anhand der jahrelangen antiziganistischen Stimmungsmache, die von Polizei, Teilen der Presse und Politiker*innen, wie dem Oberbürgermeister Sören Link und sogenannten „besorgten Bürger*innen“ im Stadtteil Rheinhausen betrieben wurde. Auch heute noch ist rassistische Ausgrenzung in Duisburg allgegenwärtig. In Stadtteilen wie Neumühl sind organisierte Neonazis oft nur Trittbrettfahrer bei rassistischen Protesten gegen Geflüchtete. Tatkräftig unterstützt werden diese außerdem von einer offen rechtsextremen bis rechts-offenen Hooliganszene des MSV Duisburg.

Gegenproteste in Duisburg hingegen kämpfen immer wieder mit starker Repression und einer Polizeitaktik, die Übergriffe der Rechten ermöglicht. Nachdem sich der Protest hier vor dem Theater im Laufe des Jahres rasch hinter die schweren Türen des Rathauses verzog, etablierte sich am Bahnhof lediglich ein kleiner Protest.
Gute Voraussetzungen für Pegida also.

Dennoch wollte sich Pegida in Duisburg, trotz eines fulminanten Starts mit 600 Teilnehmer*innen, zuerst nicht so richtig durchsetzen. Zu groß waren die Streitereien innerhalb des Orga-Teams, zu zaghaft die Versuche sich von Neonazis abzugrenzen. So sank die Teilnehmer*innenzahl von Woche zu Woche und selbst die Lokalzeitungen schienen sich nicht mehr für die sogenannten Abendspaziergänge zu interessieren.
Die Teilnehmer*innenzahlen lagen oftmals nur noch im unteren zweistelligen Bereich und die Teilnehmer*innen selbst wirkten mit ihren Deutschlandfahnen, Rollatoren und “ I love Pegida“-Shirts eher wie eine schlechte Karnevals-Truppe. Doch in den letzten Wochen hat sich die Situation radikal verändert.

Bis zu 400 Rassist*innen haben an den vergangenen Montagen jeweils an den Demonstrationen von Pegida NRW teilgenommen. Unter den Demonstrant*innen waren zahlreiche Hooligans und Neonazis, die sich oftmals frei im und um den Hauptbahnhof bewegen konnten.
Wir stehen hier heute, im Gegensatz zu den Menschen Anfang des Jahres, nicht, um ein vermeintlich buntes Duisburg zu repräsentieren. Wir wollen unsere klare Ablehnung gegen diese gesellschaftlichen Zustände, in denen wir Leben, zum Ausdruck bringen:
Gegen jede Form des Rassismus, ganz gleich ob er von Pegida, dem Duisburger Oberbürgermeister oder von sonst wem kommt!
Wir stehen für eine solidarische Gesellschaft ohne Rassismus!
Refugees Welcome!Gegen Pegida und Duisburger Zustände!“