Es brodelt wieder in Duisburg – Bericht über die Bürger*innen-Informationsveranstaltung in Neuenkamp

Bereits am vergangenen Donnerstag kam es während Gesprächen des Sozialdezernenten der Stadt Duisburg Spaniel mit Vertreter*innen der Kirchen und Verbände in Duisburg-Neuenkamp zu einer spontanen Protest-Kundgebung von Anwohner*innen die sich gegen den geplanten Umbau einer ehemaligen Hauptschule zu einem sogenannten Übergangsheim für Asylsuchende richtete.

Am Montag 9.3. um 18.00 Uhr fand im Dietrich-Krins-Weber-Zentrum in Neuenkamp eine Informationsveranstaltung zum geplanten Umbau der ehemaligen Hauptschule in der Paul-Rücker-Straße statt, zu der der SPD-Ortsverein Neuenkamp und Bürgermeister Manfred Osenger eingeladen hatten. Dort soll das Übergangsheim für Asylsuchende entstehen, in dem diese häufig bis zum Schluss ihres Asylverfahrens wohnen müssen. Es sprachen der Bürgermeister Manfred Osenger (SPD), die Leiterin des Amts für Soziales und Wohnen Frau Bestgen-Schneebeck und ein Vertreter des IMD. Im Saal waren ca. 100 Bürger*innen anwesend, während ein großer Teil (ca. 150 Bürger*innen) außerhalb warten musste. Darunter befanden sich auch einige Mitglieder der Facebook-Gruppe „Neuenkamp sagt nein zu 180 asylanten“ [sic], in der schon mit dem Abriss des Gebäudes gedroht wurde.

Die Anwesenden wurden kurz über die Pläne der Stadt unterrichtet: Frau Bestgen-Schneebeck versicherte, dass das Gebäude, welches sich derzeit wohl noch in einem schlechten Zustand befindet, auf Schimmel und andere Schäden überprüft und umfassend saniert werden wird. Die ehemalige Aula soll zu einem „Kommunikationszentrum“ werden, in dem Begegnungen und Angebote für die Geflüchteten stattfinden sollen. Die Unterkunft soll von Mitarbeiter*innen der Stadt betreut werden.

Schon während dieser Vorträge wurden von außen immer wieder Zwischenrufe laut, in denen z.B. bezweifelt wurde, dass sich die Geflüchteten in Neuenkamp integrieren möchten. In Gesprächen wurden die Asylsuchenden immer wieder als „Dreck“ und „Pack“ tituliert.
Im Anschluss darauf wurde das Mikrofon für Nachfragen und Meinungen der Bürger*innen frei gegeben, was von allen Anwesenden bejubelt wurde.
Nun begann ein Wechsel aus Beiträgen „besorgter Bürger*innen“ und mehr oder weniger missglückten Beschwichtigungsversuchen von offizieller Seite. Dabei sorgten sich die Anwohner*innen vor allem um ihr vermeintlich sauberes Neuenkamp, das jetzt „in einem Loch zugeschüttet wird“, „weil die Stadtmitte sauber gehalten werden soll“.
Die Bürger*innen äußerten ihr Unverständnis über die Schließung von Pferdeweiden, ihre Angst vor Tankexplosionen sowie den Mangel an Einkaufmöglichkeiten, waren aber über Asyl- und Stadtpolitik hingegen teils sehr schlecht informiert. Immer wieder zogen sie Vergleiche zwischen der Unterbringung von Migrant*innen aus Südosteuropa und Geflüchteten, um ihren Ängsten Ausdruck zu verleihen. Anderen schien es wichtig zu sein „Kriegsflüchtlinge“ und keine „Wirtschaftsflüchtlinge“ in Neuenkamp zu empfangen. Von außen rief ein Bürger: „Wir haben nichts gegen Asylanten, aber nicht bei uns.“ Während auf die Meinungen der Bürger*innen fast ausnahmslos Beifall folgte, konnte Frau Bestgen-Schneebeck nicht ohne Zwischenrufe reden. Eine Person rief in äußerst aggressivem Tonfall: „Verpiss dich doch wo du herkommst …. Dann nimm doch welche [Geflüchtete] zuhause auf“, gefolgt von der Ankündigung in Zukunft die NPD zu wählen. All diesen Rufen entgegneten die übrigen Anwesenden höchstens mit vereinzeltem Kopfschütteln. Mehrmals wurde dem Bürgermeister indirekt gedroht, so wurde beispielweise auf Tröglitz verwiesen, wo der Ortsbürgermeister aus Angst vor Rechtsextremist*innen und Bürger*innen zurücktrat. Mit Rechtsextremist*innen selber wollte man in Neuenkamp allerdings nichts zu tun haben. Rechte Parolen, so die Bürger*innen, würden dort angeblich nur von “Zugereisten” kommen.

Anstatt aufzuklären und die Solidarität mit den Geflüchteten in den Vordergrund zu stellen, verwies Bürgermeister Oesenger auf Oberbürgermeister Link und gab schonmal Hilfestellung für eine Bürgereingabe, die später auch Andreas Fateh vom paritätischen Wohlfahrtsverband als notwendig und berechtigt bezeichnete. Diese Aufgabe möchte nun der Bürgerverein Neuenkamp e.V. übernehmen und mit dem Sammeln der Unterschriften in den nächsten Tagen beginnen, um die Unterkunft noch verhindern zu können.

WAZ Artikel zur Informationsveranstaltung:
Neues Asyl in Duisburg erhitzt die Gemüter

Hitzige Debatte um geplantes Asyl in Duisburg-Neuenkamp

Duisburgs Bürgermeister Osenger bei Info-Abend zu Asylheim bedroht