Veranstaltungsreihe: Schwarz-Rot-Braun – Zur Genese und Gegenwart von rechter Gewalt in Deutschland

Am 28.3. jährt sich der Mord an Thomas “Schmuddel” Schulz zum 10. Mal. Deshalb wird auch in dieses Jahr wieder eine antifaschistische Demonstration gegen rechte Gewalt in Dortmund statt finden.

In den Wochen vor der Demonstration wird es in Duisburg eine von uns organisierte Veranstaltungsreihe unter dem Motto „Schwarz-Rot-Braun – Zur Genese und Gegenwart von rechter Gewalt in Deutschland“ geben. Ab dem 24.2. laden wir zu fünf Veranstaltungen rund um das Thema rechte Gewalt und Antifaschismus ein. Nach der Auftaktveranstaltung im Djäzz finden die vier weiteren Veranstaltungen im Infoladen Syntopia in Duisburg statt.

• Dienstag 24.Februar
“Sozialpsychologie des Rechtsextremismus und rechtsextremer Gewalt”

• Donnerstag 5.März
“Antifaschismus in Zeiten von Djihadismus und Pegida”

• Mittwoch 11. März
“Der NSU-Untersuchungsausschuss in NRW”

• Donnerstag 19.März
“Nach dem Brand” – 15 Jahre nach dem Anschlag von Mölln

• Dienstag 24.März
“10 Jahre danach… Der Mord an Thomas Schulz und die rechten Strukturen”

Hier eine Übersicht mit Ankündigungstexten und weiteren Informationen:

• Dienstag 24.Februar
“Sozialpsychologie des Rechtsextremismus und rechtsextremer Gewalt”
Vortrag und Diskussion mit Marc Schwietring
20 Uhr, Djäzz, Börsenstraße 11, 47051 Duisbug

� Sozialwissenschaftliche Analysen extrem rechter Organisationsformen, Subkulturen und Einstellungen beschäftigen sich mit diesen vornehmlich auf institutioneller, praktisch-politischer und kognitiver Ebene.
In diesem Vortrag soll darüber hinaus nach den subjektiven Bedingungen der Attraktivität rechtsextremer Bewegungen und ihrer Ideologie gefragt werden, um jenseits bewusster Weltanschauungen deren affektiver „Unterfütterung“ auf die Spur zu kommen.
Dazu wird aus Perspektive der analytischen Sozialpsychologie Theorie vergleichend u. a. danach gefragt, warum Menschen „zu Rechtsextremen“ werden, welchen psychischen „Gewinn“ sie davon haben und warum es so schwer ist, den Rechtsextremismus mit rationalen Argumenten zu bekämpfen.

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• Donnerstag 5.März
“Antifaschismus in Zeiten von Djihadismus und Pegida”
Vortrag und Diskussion mit Lothar Galow-Bergemann
20 Uhr, Syntopia, Gerokstraße 2, 47053 Duisburg

� Antiba – der Barbarei entgegentreten! Über Antifaschismus in Zeiten von Djihadismus und Pegida

2014 explodierten Dumpfbackentum, Ressentiment und Barbarei: Antisemitische Massenaufmärsche verlangten „Tod den Juden!“ – Nazis, Islamisten und Linksreaktionäre marschierten vereint im Hass gegen den jüdischen Staat und in Solidarität mit seinen Todfeinden – Djihadisten drohten Andersgläubigen mit Macheten in der Hand, sie „hier genauso zu töten wie im Irak“ – Rechtsreaktionäre erzielten erschreckende Wahlerfolge und mit Pegida, Hogesa &Co mobilisierte ein rassistischer Mob gegen MuslimInnen und Flüchtlinge. Bereits Anfang Januar machten die djihadistischen Mordanschlägen auf ein atheistisches Satiremagazin und einen jüdischen Supermarkt in Paris klar: 2015 geht der Wahnsinn weiter.
Antifa, das ist ihr unschätzbares Verdienst, will in Zeiten, in denen leider keine Aussicht besteht, die Verhältnisse grundsätzlich zum Tanzen zu bringen, wenigstens den allerschlimmsten und barbarischsten Kräften in den Weg treten. So wichtig es bleibt, sich offenen Nazis entgegenzustellen – es liegt auf der Hand, dass der Kampf gegen sie allein nicht mehr ausreicht. Stiefel- und Nadelstreifennazis verbindet trotz des äußerlichen Gegensatzes im Kern eine enge Seelenverwandtschaft mit den Djihadisten. Wer um ein Minimum an Menschenwürde und um Mindestvoraussetzungen für eine irgendwann vielleicht doch noch gelingende Emanzipation kämpfen will, muss sich der anschwellenden Front der Barbarei in all ihren Facetten entgegenstellen.
Vor welchen Herausforderungen theoretischer wie praktischer Art steht Antifaschismus heute? Wie hilfreich und wie problematisch ist dafür die so genannte „Islamdebatte“? Inwiefern können Begriffe wie „Islamismus“, „Islamophobie“ oder “Islamkritik“ dazu beitragen, die Problemlage zu erfassen? Warum ist eine konservativ-orthodoxe Interpretation der Religion in muslimischen Communities so stark präsent? Ist die Rede von „dem“ Islam zutreffend, der im Gegensatz zu „dem“ Christentum Humanität und Säkularität ausschließe?
Wie ist schließlich ein emanzipatorischer Anspruch inmitten einer zunehmend verrückter werdenden Umgebung aus moslemhassenden Sarrazindeutschen, tatsachenresistenten Linken, Nazis und Djihadisten zu formulieren? Und wie kann er praktisch werden?

» Der Referent schreibt u.a. für Jungle World, Konkret & auf emmaundfritz.de

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• Mittwoch 11. März
“Der NSU-Untersuchungsausschuss in NRW”
Vortrag und Diskussion mit Christiane Ritter (NSU-watch NRW )
20 Uhr, Syntopia, Gerokstraße 2, 47053 Duisburg

� Seit November ist er eingesetzt, die ersten Sitzungen haben zwischenzeitlich stattgefunden: Der Parlamentarische Untersuchungsausschuss (PUA) des nordrhein-westfälischen Landtags zum „NSU-Terror in Nordrhein-Westfalen“ hat seine Arbeit aufgenommen. 23 Seiten umfasst der Einsetzungsbeschluss, sieben Themenkomplexe mit wiederum zahlreichen Detailfragen sollen in den kommenden zwei Jahren bearbeitet werden. Dazu zählen neben den Taten des NSU und der Arbeit der Behörden auch Szene-Strukturen in NRW und weitere „Straftaten mit
einem mutmaßlich politisch rechts motivierten Hintergrund“.
In der Veranstaltung wird ein Blick auf Vorgeschichte, Untersuchungsauftrag und bisherigen Verlauf geworfen und von den bisherigen Sachverständigenanhörungen berichtet. Das „Zusammenspiel“ mit dem Münchner Prozess und weiteren angelaufenen und in Aussicht stehenden Untersuchungsausschüssen wird ebenso Thema sein. Darüber hinaus wird versucht, einen Überblick über den Stand der Aufklärung der NSU-Anschläge in NRW zu geben.

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• Donnerstag 19.März
“Nach dem Brand” – 15 Jahre nach dem Anschlag von Mölln
Filmvorführung und Diskussion
20 Uhr, Syntopia, Gerokstraße 2, 47053 Duisburg

� In Mölln legen in der Nacht auf den 23. November 1992 Neonazis einen Brand im Haus der türkischstämmigen Familie Arslan. Drei Familienangehörige kommen in den Flammen ums Leben, der Rest kann sich aus dem Haus retten – darunter auch der damals siebenjährige Ibrahim und seine Mutter Hava. Der Vater erreicht den Unglücksort als nur noch die verheerenden Folgen des Brandanschlags zu erkennen sind: Seine Mutter, seine Nichte und auch die kleine Tochter sind dem Brand zum Opfer gefallen.

Die Regisseurin Malou Berlin hat Familie Arslan vier Jahre bei dem Versuch begleitet, einen eigenen Weg zwischen Gemahnen, Trauerbewältigung und dem Wunsch nach einer unbekümmerten Gegenwart zu finden. Nach dem Brand ist das intime Porträt einer Familie, die 15 Jahre nach dem Anschlag noch immer mit den Folgen der erlebten Gewalt ringt und an der Sinnlosigkeit ihres Verlustes zu scheitern droht.

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• Dienstag 24.März
“10 Jahre danach… Der Mord an Thomas Schulz und die rechten Strukturen”
Vortrag und Diskussion mit der Antifaschistischen Union Dortmund
20 Uhr, Djäzz, Börsenstraße 11, 47051 Duisbug

� Am 28. März 2015 jährt sich der rechtsmotivierte Mord an Thomas »Schmuddel« Schulz zum zehnten Mal. Der Punk wurde 2005 durch einen organisierten Neonazi in einer belebten U-Bahn-Haltestelle in Dortmund erstochen, nachdem er den Nazi-Skin aufgrund seiner rechten Bekleidung zur Rede gestellt hatte.

Seit zehn Jahren findet aus diesem Anlass eine antifaschistische Demonstration gegen rechte Gewalt in Dortmund statt. Mit der Demo, die dieses Jahr zum letzten Mal stattfinden wird, wird alljährlich auf die Aktualität rechter Gewalt in Deutschland hingewiesen sowie auch die tiefe Verankerung rechter Ideologien in der Gesellschaft thematisiert. Parallel zur überregionalen Antifa-Demo haben die Dortmunder Neonazis einen Aufmarsch mit anschließendem RechtsRock-Konzert angekündigt.

Die »Antifaschistische Union Dortmund« wird in ihrem Vortrag über die Akteure, Strukturen und Entwicklungen der militanten Neonaziszene in Dortmund referieren. Zudem bekommt ihr alle nötigen Informationen über den geplanten Ablauf, die Anreisemöglichkeiten und die Aktionen der Nazis.

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